„Leider kaum barrierefrei“

[03.07.2018]  Meldung

Birgit, Frank S., Claudia, Jürgen, Samuel, unser Gast Fabian und ich flogen am Morgen des 31. Mai nach Belgrad zum siebten europäischen Kongress für Menschen mit Beeinträchtigungen. Der Flug gestaltete sich nicht besonders lang und auch am Flughafen ging glücklicherweise alles relativ schnell. So konnten wir zeitnah unser sehr luxuriöses 5-Sterne-Hotel „Crowne Plaza“, in dem auch der Kongress stattfand, ausgiebig von allen Seiten begutachten und bestaunen. Dann durften wir einchecken und unsere Zimmer beziehen. Es dauerte eine Weile, bis wir herausfanden wie die Aufzüge und das Licht in den Zimmern funktionierte. Nach einer kleinen Verschnaufpause begannen die ersten Vorbereitungen des Kongresses. Alle bekamen ein Namensschild und durften sich in die Liste mit den Workshops eintragen. Alle Alt-Schönower waren ausnahmslos am Musik-Workshop interessiert, welcher aber letzlich nur einen Tag stattfand.

Vor dem Abendessen hatten einige von uns Lust in die Mall zu gehen. Also los ging es, immerhin hieß es, diese sei zu Fuß zu erreichen. Bald stellten wir fest, dass sie tatsächlich nur zu Fuß zu erreichen war, da die Unterführung zur anderen Straßenseite mit einem Rollstuhl unmöglich zu betreten war. Die Passantinnen und Passanten reagierten auf unsere Frage nach der nächsten Ampel etwas ungläubig und mussten einige Momente überlegen, wo eine sein könnte. Sie verwiesen uns einen Kilometer die Straße runter, wo tatsächlich so etwas ähnliches wie eine Fußgängerampel vorzufinden war. Auch hier leider kaum barrierefrei: die Bordsteine kaum abgesenkt und nur schwer zu überqueren. Auch konnte man nicht sicher sein, dass die Autofahrerinnen und -fahrer tatsächlich das Prinzip einer roten Ampel verstanden. Birgit halb über die Bordsteine tragend (die Tage darauf waren wir mit ihr niemals alleine unterwegs, um diese Situation meistern zu können) schaften wir es aber trotzdem sicher in die Mall und auch einige Zeit später zurück ins Hotel zum Abendessen.

Am Abend wurde eine große Anfangszeremonie in der Universität in Belgrad abgehalten. Diese fand in einem sehr großen Rahmen mit Dolmetscherinnen und Dolmetschern sowie Gebärdendolmetscherinnen und -dolmetschern, allerdings nur für die serbische Gebärdensprache statt. Es wurde über die Wichtigkeit des Stattfindens des Kongresses in Belgrad geredet und über die Hoffnung, dass sich in der Stadt selbst einiges tun wird, um diese barrierefrei zu gestalten. Die Rede eines Abgeordneten und Kollegen des Präsidenten von Serbien unterstrich diesen Wunsch. Nach dieser Eröffnungsfeier galt der Tag als beendet und alle gingen sehr müde ins Bett.

Am nächsten Tag startete unser Programm sehr früh: Nach dem Frühstück wurde ein Plenum gehalten und nach einer Kaffeepause begannen unsere Workshops. So verlief auch der Vormittag des dritten Tages. Lediglich die Nachmittage waren dem Kulturprogramm vorbehalten. Einmal wurde in einem Farmhaus zu Abend gegessen, in welchem auch Freizeitprogramm wie Ballspiele und ein Musical einer serbischen Camphill-Gruppe angeboten wurde. Am anderen Tag besuchten wir gruppenweise die Stadt, bei denen wir die Sehenswürdigkeiten betrachten durften. Unsere Tour war in deutscher Sprache und der erste Stopp war das Schloss, in welchem heute wieder ein Prinz mit seiner Familie lebt. Dieser empfing uns sogar höchstpersönlich, hielt auf Englisch eine Rede und machte mit uns Gruppenfotos. Nach dem Besuch im Schloss besuchten wir eine Festung mit viel Grünfläche und einem Blick über das Wasser. Anschließend spazierten wir durch die Stadt zu unseren Bussen.

Am dritten Abend fanden mit viel Buffet und Tanz schließlich die letzten Stunden des eigentlichen Kongresses statt, welche mit einer Balkanparty zelebriert wurde. Alle hatten ihren Spaß. Am nächsten Morgen hieß es noch einmal Kräfte sammeln für die vorgetragene Abschlussrede, bevor wir langsam anfingen aus dem Hotel wieder auszuchecken und einige Stunden später unsere Flüge Richtung Heimat zu nehmen. Am Sonntagabend kamen wir nach vier langen, aber sehr schönen Tagen mit neuen Kontakten und Eindrücken wieder in Alt-Schönow an.

Eins haben wir aber gelernt: wir können froh sein, wie ernst hier in Deutschland die Barrierefreiheit genommen wird, welche uns vieles erleichtert.

Dana Given,
Jahres-
praktikantin
im Viktor-
Frankl-Haus Gr. A