Lebensgemeinschaft Camphill Alt-Schönow

Erste Phase: Gründung der Lebensgemeinschaft

Die Lebensgemeinschaft Camphill Alt-Schönow entstand zu Beginn der 1980er Jahre durch eine Initiative von Berliner Eltern und deren heranwachsenden Töchtern und Söhnen mit geistigen Behinderungen. Nach der heilpädagogischen Schulzeit ihrer Kinder am Bodensee in Süddeutschland suchten die Eltern für diese in den achtziger Jahren einen neuen Lebensort in Berlin, in dem junge erwachsene Menschen – orientiert am anthroposophischen Menschenbild Rudolf Steiners – mit ihren verschiedensten Fähigkeiten und Behinderungen leben können.

1989 konnte mit Stiftungs- und Spendenmitteln in Berlin Alt-Schönow ein geeignetes Grundstück erworben werden, das ausreichend Platz für den Ausbau einer kleinen Gemeinschaft am Stadtrand von Berlin bot. Auf dem Grundstück wurden damals in großer Eigenleistung von den Eltern, Freunden, zukünftigen Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern, Bewohnerinnen und Bewohnern das Gelände und die vorhandenen Gebäude nutzbar gemacht. Bei aller Mühe war dies gleichzeitig für alle Beteiligten auch begeisternd und hat die Lebensgemeinschaft bis heute in Verbundenheit geprägt.

Im Sommer 1992 bezogen schließlich die ersten acht Bewohnerinnen und Bewohner und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den erster renovierten Altbau als Wohnhaus. Kurz darauf entstand auch eine Weberei, eine Gartengruppe und etwas später eine Instrumentenbau-Werkstatt.

In diesem Zusammenhang wurde am 12. Juni 1992 der Verein „Camphill Lebensgemeinschaft Berlin-Zehlendorf e.V.“ gegründet. Der Name leitet sich von der Zugehörigkeit zur Camphill-Bewegung ab, die von dem Anthroposophen Karl König gegründet wurde. Gegründet wurde der Verein von Mitgliedern des bundesweiten Freundeskreises Camphill e.V. und von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der zeitgleich eröffneten Einrichtung in Alt-Schönow. Die Einrichtung befand sich in den ersten Jahren noch unter der Trägerschaft des Thomas-Hauses.

Während sich die Bewohner erst einmal an ihre neue Heimat und die Arbeit gewöhnten, planten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schon die erste Erweiterung auf 32 neue Heimplätze. Viele Treffen waren nötig, um dafür den Neubau weiterer drei Häuser zu planen und umzusetzen. Besonders für die Architekten war das keine leichte Aufgabe. Sie hatten nicht wie sonst üblich einen oder zwei Verhandlungspartner, sondern saßen bei unserem Camphill-Bauprojekt mit einer Gruppe von sechs bis acht Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern und Mitgliedern der Lebensgemeinschaft mit in der Planungsrunde. Dies schien allen Beteiligten aber auch notwendig, denn es mussten schließlich auch viele besondere Anforderungen berücksichtigt werden.

Zweite Phase: Die erste Erweiterung und eigene Trägerschaft

In den nächsten Jahren wurde die Einrichtung immer weiter ausgebaut und vergrößert. Am 7. Oktober 1996 übernahm der Trägerverein „Camphill Alt-Schönow e.V.“ die Trägerschaft von der vorherigen Lebensgemeinschaft, was auch die Namensänderung begründete.

Im Frühjahr 1997 konnten in Alt-Schönau drei weitere Wohnhäuser bezogen werden. Die Lebensgemeinschaft vergrößerte sich dadurch von acht um zweiundzwanzig zusätzliche Plätze auf insgesamt dreißig Bewohnerinnen und Bewohner.

Dritte Phase: Die zweite große Erweiterung

Im Jahr 2000 wurde dem Trägerverein Camphill Alt-Schönow von der damaligen Bezirksregierung das Nachbargrundstück „Alt-Schönow 3“ zum Kauf angeboten. Auf dem Gelände stand ein Gebäude mit einem Gartenareal, wo bis Ende der neunziger Jahre Obdachlose ein Zuhause hatten. Nach einigen Verzögerungen kam es dann endlich zu intensiven Kaufverhandlungen mit dem Berliner Liegenschaftsfonds, der uns schließlich das Grundstück wegen der sozialen Nutzung zu einem Kaufpreis übergeben konnte, der unseren Möglichkeiten entsprach. Die Kaufsumme konnte durch das wiederholt große finanzielle Engagement von Erika Schwalbe-Riel beglichen werden.  Damit konnte schließlich das Grundstück Alt-Schönow 3 auf unserem Namen in das Grundbuch eingetragen werden.

Mit der Unterstützung unterschiedlicher Fachleute aus den zuständigen Behörden, aus dem Bereich Stadtplanung und Architekten, bzw. von Zuwendungsgebern und Sponsoren initiierte der Trägerverein zusammen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Camphill Alt-Schönow umfangreiche Planungen für die Schaffung weiterer Wohn- und Arbeitsbereiche, aber auch für ein neues Gemeinschaftshaus und die Neugestaltung des Außengeländes im Sinne eines Dorfplatzes.

Endlich begann im Jahr 2006 der Bau neuer Gebäude für Camphill Alt-Schönow, die sich schon bei der vorherigen Entwicklung des Platzes als notwendig gezeigt hatten. Zum einen wollten wir Wohnraum für Menschen mit einem großen Hilfebedarf schaffen und auf der anderen Seite auch für diejenigen Bewohnerinnen und Bewohner, die in der bisherigen Wohnform zu kurz kamen, neue Angebote umsetzen. Im Jahr 2008 konnten wir hierfür ein neues Wohnhaus eröffnen und in diesem Zusammenhang mit einer Holz-Pellet-Heizung ein modernes Energiekonzept für alle Häuser unserer Dorfgemeinschaft realisieren.

Mit Hilfe finanzieller Unterstützung durch die Stiftung Deutsche Klassenlotterie wurde außerdem der Bau eines Gemeinschaftshauses für unsere Lebensgemeinschaft realisiert. Dadurch ging für viele Bewohnerinnen, Bewohner, Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und Angehörige ein langersehnter Traum in Erfüllung.

Die dritte Phase von Camphill Alt-Schönow wurde auch durch den schrittweisen Übergang der Heimleitung von Walter Krück zu seinem Nachfolger Christian Schmock geprägt.

Zu einer solch grundlegenden Erweiterung gehören aber nicht nur Gebäude und Ideen, sondern auch die Menschen, die darin wohnen und arbeiten. Alt-Schönow hat diesen letzten großen Entwicklungsschritt auch dafür genutzt, die Strukturen der Einrichtung an die neue Größe des Platzes mit nun 44 Bewohnerinnen und Bewohnern und ca. 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weiter zu entwickeln. Die Bewohnerinnen und Bewohner sind immer wieder in die Veränderungsprozesse einbezogen worden, so dass es mit großer Unterstützung der Angehörigen nach Fertigstellung der Gebäude zu einigen Umzügen von Bewohnerinnen, Bewohnern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kam. Hier war eine große Beweglichkeit gefordert, damit für alle Wohnbereiche eine gute Mischung von alten und dazukommenden Bewohnerinnen, Bewohnern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gelingen konnte.

Dem einen oder anderen ist dieser Entwicklungsschritt sicherlich nicht immer leicht gefallen und es haben sich auch manche Menschen von Alt-Schönow verabschiedet und dennoch kann man heute sehen, dass sich der große Schritt gelohnt hat.

Der Bau des Gemeinschaftshauses und der Remise sowie die Neugestaltung unseres Dorfplatzes konnten nur durch die großzügige Unterstützung von Erika Schwalbe-Riel, ermöglicht werden, wofür ihr alle Beteiligten von Camphill dankbar sind. Der Dank geht aber auch an alle anderen Spenderinnen und Spender, Stiftungen, Zuwendungsgeberinnen und -gebern und tatkräftigen Helferinnen und Helfern.

Alt-Schönow ohne diese breite Unterstützung ist nicht denkbar und wäre so wie es heute ist, nicht zustande gekommen. Menschen haben sich gefunden – sich engagiert für eine gemeinsame Aufgabe. Die Menschen, die wir „behindert“ nennen, haben es geschafft, derartig viel Initiative zu wecken und sich auf eine gemeinsame Sache zu konzentrieren. Alle Beteiligten haben dabei gelernt.

Es wird Zeit den Bewohnerinnen und Bewohnern von Alt-Schönow dafür zu danken.

2010: Trägerschaft durch die gemeinnützige Camphill Alt-Schönow GmbH

Mit dem Beginn des Jahres 2010 ging der Betrieb der Einrichtung in eine dafür gegründete gemeinnützige GmbH über.

Mit diesem Schritt hatten sich dann auch die Aufgaben des Trägervereins verändert, der alleiniger Gesellschafter der Camphill Alt-Schönow gGmbH wurde.

Seit dem stehen für den Trägerverein im Mittelpunkt seiner Ziele und Aufgaben, sich um die Information und Auseinandersetzung über und mit dem gesellschaftlichen Umfeld zu kümmern, welches das Leben von Menschen mit Behinderungen beeinflusst.

Der Trägerverein Camphill Alt-Schönow e.V. steht damit bis heute in der Tradition der ursprünglichen Ziele und Ideen der Camphill-Lebensgemeinschaft.

Das Leitbild von Camphill Alt-Schönow

Hier gibt es eine ausführliche Chronologie der Einrichtung Alt-Schönow