Schon wieder eine Festschrift

[31.05.2017]  Meldung

Als die Planung zum 25-jährigen Bestehen von Camphill Alt-Schönow begann, war allen klar, eine Festschrift gehört dazu. Nun sind fünf Jahre ja keine so lange Zeit. Die Erinnerung an das 20-jährige Jubiläum ist bei vielen noch durchaus lebendig. Damit auch die Erinnerung an die damalige Festschrift. In dieser wurde jedes Haus einzeln mit Bewohnerinnen und Bewohnern vorgestellt. Ergänzt wurde das mit Rahmendaten zur Beschäftigung, Verwaltung und zum Kulturleben. Grußworte des damaligen Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit und viele andere Freundinnen und Freunde sowie Unterstützerinnen und Unterstützer waren über die ganze Festschrift verstreut eingefügt. Eine schöne Festschrift.

Aber zweimal das Gleiche im Abstand von fünf Jahren, das geht nicht. Wie also soll eine Festschrift zum 25. Jubiläum aussehen?

Im akademischen Bereich, mitunter auch bei anderen verdienten Frauen und Männern, ist es üblich, diesen zu besonderen Jubiläen oder zum Abschied eine Festschrift zu widmen. Solche Festschriften bestehen zumeist aus Artikeln oder Vorträgen zu einem Thema, dass der oder dem Geehrten nahe steht und im besten Fall neue Erkenntnisse bringt. Warum also nicht auch für Alt-Schönow eine Ehrung durch eine Festschrift mit einem thematischen Schwerpunkt. Das war die Kernidee.

Wie aber sollen die Einrichtung, die Bewohnerinnen und Bewohner, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Angehörigen darin vorkommen? Wie die Geschichte von Alt-Schönow mit berücksichtigen, die ja nicht nur oft beschworen wird, sondern auch die Identität der Einrichtung prägte? Es begann mit dem Thema. Eine Festschrift, die neue Erkenntnisse bringen soll, kann sich nicht vorrangig mit der Vergangenheit beschäftigen. Also heißt es, die Zukunft in den Blick zu nehmen. Eine Zukunft, die für Camphill Alt-Schönow insesondere eine Frage aufwirft: was wird aus der Sozialtherapie? Das Wohnteilhabegesetz, die dazugehörige Bauverordnung und das Bundesteilhabegesetz setzen fort und präzisieren, was in den letzten Jahren unter dem Motto ambulant statt stationär begonnen hat, und auch als Prozess der Individualisierung der Eingliederungshilfe beschrieben werden kann. Wird unter den sich verändernden Rahmenbedingungen noch Sozialtherapie möglich sein? Welche Antwort findet die Camphill Bewegung auf diese Herausforderung?

Damit war der Titel gefunden. „Die Zukunft der Sozialtherapie in einer individualisierten Eingliederungshilfe“. Mit der Festschrift und den drei Artikeln zu diesem Thema wollen wir die Aufmerksamkeit auf dieses Thema lenken und einen Beitrag zur Diskussion um die Gestaltung der Zukunft leisten.

Wie lässt man in einer solchen Schrift die Einrichtung zu Wort kommen? Am besten durch Interviews. Die Interviews mit den Bewohnerinnen und Bewohnern, der Platzvertreterin und dem Geschäftsführer sollen aber nicht nur die Einrichtung in der Festschrift vertreten. Sie sind auch ein Beitrag in der Diskussion um die Zukunft. Einer Zukunft auf dem Hintergrund einer Vergangenheit, die sich als Zeitstrahl durch die ganze Festschrift zieht.

Diese Festschrift ist anders als die von vor fünf Jahren. Und das sollte sie ja auch sein. Ich denke es lohnt sich, sie zu lesen.